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Das Vorwort zur Publikation


Mitteldichte Faserplatte: Eine Publikation als Ausstellung





Mitteldichte Faserplatte
Die Mitteldichte Faserplatte ist ein vielseitig verwendbarer, leicht verfügbarer und im Kunstkontext gegenwärtiger Werkstoff, ein Ausgangsmaterial für Displays und Modelle.
Sie ist ein Verbundstoff bestehend aus feinen Holzpartikeln, die verdichtet und durch ein Bindemittel zusammengehalten werden.


Vorwort





Wie kann gemeinsame künstlerische Produktion funktionieren?
Wie wird kollektive Kunstproduktion gedacht?


Welche Formen und Möglichkeiten finden wir?

Werden uns die gegebenen Räume gerecht?
Was brauchen wir?
Was muss geschaffen werden?


Bauen wir eine Heterotopie?






Studierende der Freien Klasse an der Akademie der bildenden Künste Wien haben sich zusammengeschlossen, um die Erfahrungen der gemeinschaftlichen Gestaltung dieser sturkturellen Intervention auf die künstlerische Praxis zu übertragen.
Im Verband der Gruppe sollte dem Bedürfnis Rechnung getragen werden, sich Fragen der Kollektivität und Referenzialität zu stellen.
Dies wurde in Form eines Projekts im Rahmen des Monats der Fotografie 2012 umgesetzt.



Eine Gruppe von Menschen die nicht wissen wie, aber entschlossen sind es zu tun

Zusammengehalten von dem Wunsch gemeinsam zu arbeiten, ohne zunächst zu wissen wie dies konkret aussehen könnte, macht es sich die Gruppe zur Aufgabe dies herauszufinden.
Das Ausloten von Bedingungen der kollektiven, künstlerischen Praxis und das Thematisieren der Produktionshintergründe macht die Methode zugleich zum Inhalt. Unsere gemeinsame Praxis erfordert eine fortwährendes Reflektieren und Überarbeiten des schon Getanen, des scheinbar Abgeschlossenen
und fertig Gedachten.
Wir versammelten uns also um zu arbeiten. Dabei kam es zur Kollision von 11 Personen mit jeweils unterschiedlichen Vorstellung zur kollektiven Kunstproduktion.
Durch das Kennenlernen anderer Arbeitsweisen setzte ein Reflexionsprozess ein, durch den eine Annäherung der verschiedenen Positionen möglich wurde. Diese weiterzuführen, andere Perspektiven nicht nur ein-, sondern auch anzunehmen, forderte ein wechselseitiges Aufeinandereinwirken.
Ein Verband deren Mitglieder nicht statisch verankert sind, sondern sich um einen Kern in einer dynamischen (Un)ordnung bewegen; ein Zusammen- und Auseinandergehen; Aufnehmen was da ist; Teilen, was man aufgenommen hat; eine eigene Position haben und sich doch nicht (nur) als alleinige_n Autor_in verstehen.
Es ist also tatsächlich legitim, wenn eine Person mehrere Standpunkte vertritt; diese überdenkt und ändert, manchmal im Gespräch mit sich selbst und ein anderes Mal mit der Gruppe: Positionen die sich addieren, aufheben oder auch potenzieren. Nun war es möglich eine Vielheit der Stimmen zuzulassen.
Wir definieren einen beweglichen Referenzrahmen, dessen Grenzen ständig erweitert und neu verhandelt werden können.

Erst durch das miteinander Arbeiten, schaffen wir die Voraussetzungen für das gemeinsame Arbeiten.
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Ein Solo ist nie ein Solo

Im weiteren Verlauf der Auseinandersetzung wurde klar, dass auch singuläre, künstlerische Positionen innerhalb einer Gemeinschaft eine Referenzialität in sich bergen. Diesen Bezügen wollten wir Sichtbarkeit verleihen und dabei Konzepte der Autor_innenschaft und Formen der Repräsentation von Künstler_innen und des Ausstellungsmachens verhandeln.
Beim Nachdenken über Autor_innenschaft bewegten wir uns über bekannte Diskurse hin zu einer Haltung, aus der heraus es uns möglich sein sollte, zwischen den Grenzen der Anonymisierung und der Individualisierung zu oszillieren.
Unsere Einzelpositionen werden durch das Gespräch im Raum markiert, womit sich zwischen den Personen ein Feld aufspannt. Die Gruppe bewegt sich mal schwerfällig, mal rasant in eine, dann wieder tänzelnd und Haken schlagend in alle anderen Richtungen davon. Es konstruiert sich eine kollektive Autor_innenschaft.


Wenn die Körper den Raum artikulieren

Die sozialen und architektonischen Räume in denen Künstler_innen arbeiten, erlauben bestimmte Handlungsmöglichkeiten und weisen zugleich auch Begrenzungen auf. In die Strukturen dieser Handlungsräume kann sich eine kollektive Kunstproduktion nur bedingt eingliedern.
Die Auslegung der Produktionsräume auf ein dezidiert singuläres Künstler_innensubjekt beschreibt diese im Vorhinein als Orte der Trennung. Was muss getan werden, um in diesen Stätten künstlerischer Produktion einen Ort der Reziprozität zu ermöglichen?
Vorerst war es relevant, eine visuelle und sprachliche Ebene der Kommunikation zu finden. Wir wollten lernen miteinander zu sprechen.  
Aus dieser Praxis heraus entwickelten sich Strategien, um einen Ort der Gemeinschaft zu schaffen.
Dabei artikulierten unsere Körper einen Raum der Aktion.


Eine Publikation als Ausstellung

Die Aneignung des Formats Publikation eröffnet einen Gemeinschaftsort für die künstlerische Praxis.
Sie erfüllt mehrere Funktionen und ist Träger für die Vielzahl der in der Gruppe entstandenen Anliegen: die Publikation als Archiv für unseren Arbeitsprozess; als zusätzliche Ereignisstätte der Ausstellung, indem sie die Besucher_innen durch einen vermeintlich leeren Ausstellungsraum führt; als Dokumentation einer Ausstellung, sobald sie außerhalb des Kontextes der Gruppe und der Galerie Raum mit Licht betrachtet wird.

Für den Produktionsprozess haben wir uns an den Methoden bedient, welche wir zuvor bei unseren Treffen erarbeitet hatten. So entstand sukzessiv ein Kompendium an Einzel- und Gruppenbeiträgen.
Es war möglich direkt auf Arbeiten zu reagieren, in sie einzugreifen oder Bezüge herzustellen. Der physische Raum diente als Werkstatt und gleichzeitig als Modell, in dem wir Ideen ausprobieren und verwirklichen konnten, um dann entstandenes Material miteinander zu konfrontieren und in eine dialogische Form zu bringen.
Durch das Erarbeiten einer Publikation haben wir die Möglichkeit genutzt anders mit Konzepten von Raum- und Zeit im Ausstellungsraum umzugehen und hierarchische Ordnungen zu vermeiden: ein Möglichkeitsraum für Konzipiertes, Realisiertes, Ephemeres, neben-, über-, ineinander.

Mit der Publikation Mitteldichte Faserplatte richten wir uns an die Besucher_innen der gleichnamigen Ausstellung und wollen zugleich einen Vorschlag zu den Möglichkeiten der Kollektivität unterbreiten. Es ist uns darüber hinaus ein Anliegen dieses Archiv an künstlerischen Beiträgen nach der Ausstellungszeit zugänglich zu erhalten.


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